Immer häufiger bemerke ich, dass Menschen über die eigenen Werte sprechen. Zum Beispiel höre ich oft die Aussage: "Das kann ich mit meinen Werten nicht vereinbaren!" Aber was sind eigentlich Werte und was bringt es mir, die eigenen zu kennen und zu verstehen?
Werte sind tiefgreifende Haltungen und Überzeugungen, auch Idealbilder, die Teil der Identität eines Menschen sind und die uns in unserem Umgang mit der Welt Orientierung verleihen. Sie prägen sehr stark unser Verhalten. Dabei sind sie nicht von Geburt an in Stein gemeißelt, sondern können sich ständig durch Erfahrungen, Ereignisse und neu Gelerntes verändern und entwickeln.
Wir treffen kleine und große Entscheidungen bewusst oder unbewusst unter Zuhilfenahme unseres eigenen Werteverständnisses. Je größer dieses Verständnis der eigenen Werte, desto klarer kann ich mich für eine Richtung entscheiden. Gerade bei Entscheidungen zur beruflichen Ausrichtung, zur Karriere und zu Veränderungsabsichten sind die eigenen Werte ein richtungsweisender Kompass.
In meinen Coachings setze ich die Wertehierarchie genau dazu ein. Klientinnen und Klienten kommen unter anderem zu mir ins Coaching mit dem Anliegen, dass sie sich beruflich verändern möchten, sich aber noch nicht sicher genug fühlen, um eine Entscheidung zu treffen. "Ich habe dieses Jobangebot, bin mir aber unsicher, ob es das Richtige für mich ist." Die Wertehierarchie, die wir gemeinsam aufstellen, ist hierbei ein wertvoller Wegweiser.
Wie funktioniert die Wertehierarchie? Das Ziel ist, die wichtigsten Werte der Klientin oder des Klienten in eine Reihenfolge nach deren Wichtigkeit zu bringen, in diesem Fall im Hinblick auf den Beruf oder den Arbeitsplatz. Zunächst sammeln wir 10 bis 15 Werte in einer unsortierten Liste, die dieser Person am wichtigsten sind. Werte unterscheiden sich natürlich von Mensch zu Mensch. Typische Nennungen sind unter anderem Wertschätzung, Offenheit, Nachhaltigkeit, Treue, Sicherheit, Freiheit, Ehrlichkeit und so weiter. Wenn alle Werte aufgelistet sind, werden sie immer paarweise verglichen. Die Klientin oder der Klient bewertet also von oben nach unten immer zwei Einträge mit der Frage: "Was ist wichtiger für mich?" Einer ist immer wichtiger als der andere. Das machen wir so lange, bis jeder Wert mit jedem anderen auf der Liste verglichen wurde. Dafür nutze ich im Coaching eine spezielle Matrix, auf der wir am Ende ablesen können, wie die Reihenfolge der Werte nach Wichtigkeit aussieht. Das Ergebnis ist eine Liste mit dem wichtigsten Wert ganz oben und dem mit der geringsten Wichtigkeit ganz unten.
Nachdem meine Klientin oder Klient vor Augen hat, welche Werte für sie oder ihn eine besonders große Bedeutung haben, sprechen wir gemeinsam darüber, was an diesem Ergebnis besonders auffällig oder überraschend ist und ob eventuell doch noch Werte fehlen könnten. Und dann geht es darum, die eigenen Werte mit der beruflichen Fragestellung zu verproben. Passen meine Werte zu dem Job, der mir angeboten wird? Welche Werte vertritt mein potentiell zukünftiger Arbeitsgeber und sind sie mit meinen eigenen vereinbar? Welche Werte werden eventuell zu kurz kommen? Welche werden besonders ge- oder unterstützt? Sind meine zukünftigen Aufgaben oder mein Arbeitsplatz kompatibel zu meiner Persönlichkeit?
Durch die Methode der Wertehierarchie lassen sich berufliche Entscheidungen somit sehr zielgerichtet überprüfen und vor allem auch mehrere Optionen miteinander vergleichen. Sie lässt sich auch wunderbar einsetzen, wenn eine Person bereits einige Zeit einen bestimmten Job ausübt. Dann kann ich mich erstens fragen, ob meine Werte sich mit der Zeit verändert haben oder sich deren Wichtigkeit verschoben hat und zweitens, ob meine Arbeit oder mein Arbeitsumfeld immer noch zu meiner Wertehierarchie passen.
Ich freue mich wirklich sehr darüber, wenn Menschen mit hinzugewonnener Klarheit über ihre eigenen Werte und Deren Wichtigkeit selbstbewusste und überzeugte berufliche Entscheidungen treffen.